Nächtliche Gedanken

 

Ich habe die Musik etwas leiser gedreht. Sitze auf dem Balkon und rauche die letzte Zigarette des Tages. Na mal sehen. Vielleicht doch noch eine später. So richtig werde ich nicht müde. Denke an die letzten Tage. Denke an den heutigen Tag. Alles ist wieder so kompliziert. Vor wenigen Tagen lag ich noch in der Sonne. Vergaß jeden Stress des Alltags. Erlebte mit Freunden die Schönheiten eines für mich neuen Landes. Zu schön war eure Freude, euer Lachen. Jetzt greift wieder die Zwangsjacke des Alltags. Muss Menschen ertragen. Ja wirklich ertragen. Menschen, denen ich zusehen muss, wie sie in ihrem Leid baden. Wie stark ihre Sprüche. Wie mickrig doch ihr Handeln. Ich fühle, ich sehe das alles anders. Bin schon lange befreit von diesem depressiven Denken. Dieses zeigen „Ich bin wer“ und bin doch nichts. Vielleicht sehe nur ich das so. Vielleicht seid ihr wirklich so von euch überzeugt. Ich bin da draußen das was ihr seht. Was ich vielleicht gewillt bin zu zeigen, zu erzählen, zu präsentieren. Ihr seht den, von dem ihr euch vor langer Zeit ein Bild gemacht habt. Doch ich muss euch enttäuschen. Ich bin schon lange nicht mehr der, den ihr seht oder sehen wollt. Ich habe nicht aufgehört zu glauben. Habe aber aufgehört etwas von euch zu erwarten. Ich lebe auch noch andere Stunden. Stunden die mich bereichern und nicht ständig runterziehen. Stunden in denen ich allein bin. Stunden in denen meine Gedanken anderen gelten. Menschen, ich kann sagen Freunde, die das Leben so angehen, wie ich es auch von mir erwarte. Viele Jahre kreisten meine Gedanken um das „Das geht nicht!“. Heute fühle ich ein „Das geht doch!“. Und warum? Weil ich jeden Tag auf mein Leben schaue. Gerne auch mal zurück. Aber diese Zeit war. Diese Zeit ist Geschichte. Von mir nicht mehr änderbar. Oder könnt ihr den Ausgang des II Weltkriegs neu gestalten? Ich muss nach vorne schauen. Mein Leben ist doch nicht vorbei, nur weil ich Jahre in einem narkotischen Zustand lebte. Jetzt ist mein Leben. Jetzt setze ich mir Ziele. Jetzt freue ich mich über jede geglückte Tat. Bin stolz meine Träume zu leben. Rede mit Problemen über Freunde. Brauche keinen Termin um mich mal 45 Minuten aussprechen zu können. Das hat mir selten etwas gebracht. Nur diese ein Dame, sie war wirklich schon in einem hohen Alter, verstand damals meinen fröhlichen Gesichtsausdruck und den sich dahinter befindenden Kampf meiner Synapsen. Wie weit soll ich zurück gehen um euch zu verstehen? Ich kann verstehen. Muss und werde für mich aber nicht akzeptieren, dass sich Menschen aufgeben. Das Menschen mit Überzeugung so tun, als wären sie besser und liegen dabei doch ganz tief im Dreck. Ich versuche, und das tue ich jeden Tag, mein Leben zu ordnen. Bin bereit auch mal Niederlagen einzustecken. Heute weniger als früher. Jeder Tag ist eine Herausforderung. Doch jeder Tag könnte ein neues Highlight werden. Oft reicht schon ein Lächeln oder ein gutes Gespräch. In meinem Leben muss es keine Sektpyramide geben, von der pausenlos Champagner herunter läuft. Es sind die einfachen Dinge in meinem Leben, die mich weiter darin bekräftigen einiges richtig zu gemacht zu haben. Ich werde die Jahre nicht wieder bekommen. Ich werde auch die Fehler nie aus meiner Biografie streichen können. Damit muss ich leben. Und dieser Schmerz sitzt tiefer, als jeder wirklich dumme Spruch über das was ihr von mir denkt.

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